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Vom Wort zum Körper
In seinem Werkblock „Wortkörper“ zeigt Johann Berger seine tiefe Verbundenheit zum geschriebenen Wort, mehr noch zu den Trägern des Textes, zu den Schriftzeichen. Das hat nicht zuletzt seine langjährige Lehrtätigkeit an der Akademie der bildenden Künste in Wien mit sich gebracht, wo er in Lehrveranstaltungen und Vorlesungen die Kultur der Literalität als Gegenstand praktischer Übung und theoretischer Reflexion auszuloten hatte.
Seit 2014 stellt er Plastiken vor, denen wir nicht auf den ersten Blick ansehen, dass sie mit Typographie zu tun haben. Sie scheinen mehr der Formensprache der klassischen Moderne verhaftet zu sein. Doch verdanken seine Arbeiten ihre Gestalt einer strengen gestalterischen Vorgangsweise, der die Schriftzeichen der griechischen Antike und des Hebräischen zugrunde liegen. Diese Schriftzeichen setzt Johann Berger nicht nebeneinander, um sie der geübten Lesekunst zu erschließen. Er verstößt gegen die Grundregel, der lesetaugliche Texte zu gehorchen haben. Er löst die Zeichen von der Fläche, stellt sie hintereinander und eröffnet ihnen damit räumliche Tiefe. Nun verbindet er die Umrisse der Zeichen miteinander, schafft Übergangsformen zwischen den Zeichen – und damit räumliche Körper. Wortkörper.
Die in Körpern neu formulierten Begriffe stammen aus den Sprachwelten der griechischen Philosophie und der jüdischen Überlieferung. Es sind das die wesentlichen Denktraditionen, die in der abendländischen Geisteskultur bis heute ihre Relevanz beweisen. „Es wäre auch der Einfluss der arabischen Kultur speziell auf die im Mittelalter und in der frühen Neuzeit gepflegten Diskurse ein weiterer wichtiger Einflussfaktor, den es zu berücksichtigen gälte. Doch das bleibt vorerst künftigen Anstrengungen vorbehalten“, lässt Johann Berger sein Arbeitsfeld offen.
E: johannberger@chello.at
T: 0043-676-4160-620