Galerie Gut Gasteil

Ausstellungseröffmnung

Maria Moser, Malerei und Grafik

Johann Berger, 2011

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Den Gepflogenheiten bei Ausstellungseröffnungen entsprechend habe ich Ihnen Person und Werk der ausstellenden Künstlerin nahezubringen. Deshalb gliedern sich meine Ausführungen in einen verständlichen Teil (das ist eine Innovation) und in einen unverständlichen (das sind Sie ja bereits gewohnt).

Die Künstlerin Maria Moser kommt aus Frankenburg am Hausruck, ist dort aufgewachsen, nach den Ausschweifungen eines Kunststudiums in Wien und nach bzw. neben zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland ist sie wieder dorthin heimgekehrt. Falls Sie Frankenburg am Hausruck nicht kennen sollten darf ich Ihnen einen geografischen Anhaltspunkt geben: der Ort liegt südlich der Ortschaften Haus, Dorf und Halt in Oberösterreich. Über weitere Details wird Sie Bürgermeister Franz Sieberer (Tel. 07683 5006) gerne aufklären.

Wenn Sie nach Frankenburg kommen, sei Ihnen die Adresse Marktplatz 3 besonders zu den Zeiten des sonntäglichen Kirchganges anempfohlen. Dort finden Sie das Gasthaus zur Post, welches das Bundesdenkmalamt als denkmalgeschütztes unbewegliches Objekt würdigt. Es stammt aus dem Jahr 1734 und die Wirtsleute haben in einem hartumkämpften Markt ihre Sonntagsvormittagsposition zu behaupten. Zu den Mitbewerber zählen

der Wirt am Platzl

die Flo-Hütt’n

der Seminar-Gasthof Redltalhof und andere

Die Gastronomieszene Frankenburgs kommt in diese Rede, weil die Künstlerin etwas davon versteht. Sie bewirtschaftet mit ihrem Mann dieses ehrwürdige Gasthaus zur Post, ein Umstand der die beiden wohl ähnliche Erfahrungshorizonte ausloten läßt, wie die Hausherren hier im Gut Gasteil.

Das trifft sich gut.

So überrascht es uns nicht, dass in dieser Ausstellung die beiden Galerieräume nicht wie sonst üblich von zwei Künstlerinnen oder Künstlern bespielt werden. Die gesamte Ausstellungsfläche ist den Arbeiten Maria Mosers gewidmet. Vielleicht liegt in dieser Geste der Seidls ein Ausdruck besonderer Wertschätzung, wie er manchmal einer Seelenverwandtschaft zu verdanken sein mag. Nun reiht sich die Einzelausstellung in Gasteil in eine umfangreiche Liste, von A wie Art Galerie München bis Z wie Zürich, wo sie in der Galerie Pavillon Werd ausgestellt hat. Mehrmals taucht die renommierte Galerie Welz in Salzburg auf, zuletzt 2002, bevor Maria Moser ihre Arbeiten in Washington, in der Marsha Mateyka Gallery zeigte. Manche von Ihnen werden sich an die beeindruckende Konfrontation der großformatigen Malereien der Künstlerin mit den martialischen Ausstellungsstücken im Technischen Museum in Wien erinnern. 2006 hat diese kluge Gegenüberstellung stattgefunden. Nicht oft gelingt es, formale und inhaltliche Bezüge wie Brücken zwischen einander fremden Lebenswelten herzustellen. Doch die zeitgenössische Malerei von Maria Moser und die riesigen Dampfmaschinen, in denen es einst brannte, glühte und rauchte, erschienen verwandt.

Sie können von dieser Verwandtschaft auch hier, im idyllischen Gasteil etwas nachspüren, wenn sie der Malerei Maria Mosers begegnen. Sie bringt Farbe zum Glühen. Die Bildfläche wird zum Ausdruck komprimierter Energie. Wo die kompositorische Basis eines Bildes ablesbar geblieben ist, kommen uns riesig anmutende Volumina entgegen, sogar (und vielleicht besonders) in Bildformaten, die im Wohnzimmer Platz fänden. Diese Aussage wage ich, weil die den Malereien zugrundeliegenden Zeichnungen wie die zweidimensionalen Geschwister von Plastiken aus der Hand Mosers daherkommen, die – wie könnte es anders sein – aus Metall gearbeitet, die schüchterne Größe von drei mal vier Metern erreichen.

Womit wir bereits tief im zweiten Teil meiner Ausführungen angelangt sind.

Maria Moser bearbeitet ein heikles Thema. Das fällt nicht weiter auf und das ist gut so, denn es zeigt, ihr gelingt eine schwierige Übung. Das Thema, das sie bearbeitet, hat mit dem Monumentalen zu tun, mit der großen Geste, mit der Gewalt der Elemente, gelegentlich auch mit deren Zähmung. Das ist heikel, weil es zum Pathos verführt. Deshalb ist die Kunstgeschichte übervoll mit Beispielen, in denen diese Übung mißlungen ist und das Thema des Monumentalen, meist korrumpiert durch politische oder ökonomische Macht, hohl oder lächerlich erscheint.

Vielleicht gelingt ihr diese Übung, weil in diesen großen, ungeschlachten Formen nichts Angeberisches, Aufgeblasenes daherkommt, weil es in all dem Glühen, Bersten, Schwelen und – wenn man will – weil es in diesem prometheischen Habitus zutiefst menschlich bleibt.

Damit Schluß mit dem unverständlichen Teil meiner Ausführungen, aber eine indiskrete Anekdote, die ich dem Johannes verdanke, möchte ich Ihnen noch mitgeben.

In der nun schon langen Zusammenarbeit der Galerie mit der Künstlerin begab es sich, dass die Seidls in einem Bild unkonventionelles Material vorfanden. Kaugummi. Das reicht für eine Anekdote noch nicht, aber das unkonventionelle Material wollte die Malerei verlassen. Die Herausforderung für die Seidls war es nun, das gute Stück wieder unauffällig auf seinem Platz in der Bildfläche zu fixieren. Als die Künstlerin bei der Ausstellung dieser Arbeit wieder begegnete, ist ihr das unkonventionelle Material aufgefallen. Mit dem Ausruf „Da pickt ja noch ein Kaugummi!“ hat sie – nach den Worten des Johannes – mit raschem Griff das gute Stück entfernt und meine These vom Menschlichen im Monumentalen des Werkes von Maria Moser um einen charmanten Aspekt bereichert.

Dafür darf ich danken und Ihnen einen inspirierenden Abend wünschen.

Johann Berger

E: johannberger@chello.at
T: 0043-676-416-06-20