Galerie Gut Gasteil

Ausstellungseröffnung

Friedrich Danielis und Nadja Hlavka

29. August 2020

 

Danke, Charlotte, für Deine Begrüßungsworte, in denen ohnehin schon das Wichtigste gesagt ist. Danke Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, für Ihr Kommen und Ihre Wertschätzung der Galerie Gut Gasteil, danke für Ihr Interesse an den Arbeiten der Künstlerin und des Künstlers, die hier ausstellen. Das ist nicht selbstverständlich, denn manchen Freundinnen und Freunden dieses schönen Ortes ist es heute versagt, hier zu sein. Sie müssen wegen gesundheitlicher Bedenken darauf verzichten.

Sie finden mich nun in Verlegenheit, denn weder die Lautstärke, noch die Geschwindigkeit meines Redens werden den ausgestellten Werken von Nadja Hlavka gerecht. Sie erfordern eine behutsame Annäherung. Das braucht Zeit. Das braucht Ruhe. Was empfiehlt uns Verena Kienast in ihrem schönen Text zu dieser Ausstellung: „Einer schnelllebigen Gesellschaft setzt Nadja Hlavka bewusste Langsamkeit und Achtsamkeit entgegen: Im Prozess ihrer Malerei ebenso wie in der Themenauswahl und der Farbgebung. Sie gibt den Randgebieten, den scheinbaren Nebensächlichkeiten in ihren vielschichtig gemalten Bildern Raum.“ Es ist – wenn ich nichts übersehen habe – nun zum dritten Mal, dass uns Verena Kienast auf die Begegnungen mit Nadja Hlavkas Werk einstimmt. Zuletzt, es mag 2014 gewesen sein, thematisierte sie auch eine gewisse Präferenz im Kolorit von Hlavkas damals gezeigter Malerei: „Die Farbpalette von Nadja Hlavka ist geprägt von kühlen Farben mit einer Dominanz von Blau – Symbol für Freiheit.“ Ich möchte dem angesichts der aktuellen Arbeiten eine zugegeben subjektive Beobachtung an die Seite stellen. Denn die hier gezeigten Arbeiten kommen mir entgegen, als ob ihnen Nadja Hlavka „mehr Licht“ gewähren wollte – eine Lichtfülle, gegen die sich die Elemente ihrer Bildsprache im Gesichtsfeld eines geblendeten Blicks erst durchsetzen müßten. Es ist, als ob die Künstlerin uns, den Betrachterinnen und Betrachtern, aus unseren mannigfaltigen Zerstreuungen skopischer Zumutungen helfen wollte. Sie führt unsere Aufmerksamkeit zu jenen vermeintlich nebensächlichen Schauplätzen hin, denen sie in ihren Bildflächen Würde verleiht. Nehmen Sie sich Zeit für die Begegnungen mit den Arbeiten von Nadja Hlavka. Und gönnen Sie sich dafür jenen Luxus, der in unser aller Alltag kaum mehr Platz hat: gönnen Sie sich dafür Stille und Ruhe. Vielleicht eröffnet sich Ihnen ein Geheimnis, auf das uns Verena Kienast hinweist, wenn sie schreibt:

„In diesen oft wenig beachteten Kleinigkeiten steckt das Geheimnis des Seins. ,Das Kleinste darf nicht fehlen‘, sagt Hlavka, ,weil das Große sonst nicht möglich ist.‘“

Zuweilen fügen sich die Themen anscheinend ganz verschiedenartiger Œuvres auf überraschende Weise. Denn Geheimnisvolles wird uns weiter beanspruchen. Charlotte Seidl hat mir nämlich für den heutigen Abend noch eine Aufgabe überantwortet. Ich darf Ihnen nun die intimen Geheimnisse der Kunst des Friedrich Danielis eröffnen. Das ist zunächst einmal paradox. Denn eine öffentliche Ausstellung ist alles Mögliche, aber geheim kann man das nicht nennen. Was aber ist das Wesen des Geheimnisses? Das Verborgene. Eine Ausstellung verbirgt doch nichts, werden Sie zurecht einwenden. Sie zeigt. Da haben sie wohl recht. Und doch zeigen uns die Arbeiten des Frieder Danielis nur das, was wir zu sehen vermögen. Er selbst sagte mir in unserem Gespräch während der Vorbereitung dieser schönen Ausstellung: „Wenn ein Kunstwerk etwas mit fast größter Gewissheit besitzt, dann ist es ein Geheimnis. Wenn ein Kunstwerk das nicht hat, ist es eine läppische Banalität.“ Diesen schönen Gedanken – und eine Fülle weiterer – können Sie nachlesen. Denn erstmals in der bemerkenswerten Geschichte der Galerie Gut Gasteil begleitet eine kleine Publikation für die Freunde der Galerie Gut Gasteil die Ausstellung.

Wollen wir Frieder Danielis in diesem Gedanken folgen, dann verbergen seine Arbeiten etwas, das vor unseren Augen ausgestellt, zum Teil auch hingelegt ist. Vielleicht möchte man sagen, seine Arbeiten sind in dieser Präsentation auf dem Podest in der Mitte des Galerieraumes ausgelegt und an den Wänden hängend vor uns hingestellt. Verzeihen Sie mir diese sprachliche Spielerei, denn sie erlaubt mir, Sie auf Existenzielles hinzuweisen.

Für dieses Auslegen, Aufstellen, auch für Herausstehen, also „räumlich vorhanden sein“, hatte man vor einigen Tausend Jahren den Begriff »existemi« verwendet. Dieser in die dritte Dimension weisende Bedeutungshintergrund begegnet uns übrigens auch in der Arbeitsweise von Nadja Hlavka. Dieses »existemi« liegt also unserem alltagssprachlich verwendeten Existenzbegriff zugrunde. Nun darf ich behaupten: wenn Frieder Danielis seine Malereien und Zeichnungen vor uns auslegt und vor uns hinstellt, dann ist das ein existenzieller Akt, der von Liebe getragen ist. Mit seiner Kunst will er nämlich, wie er das sagt, „liebevoll und auch sinnvoll, die Sinne“ bedienen. Womit? Mit Schönheit! „Ich meine“, sagt er, „dass das Schöne in uns ein Echo hat.“

Damit hat er sich geoutet. Und ich darf somit der Einladung Charlottes nachkommen und Ihnen das Geheimnis des Frieder Danielis verraten. Seine Liebe zum Schönen ist existenziell. Und weil man vor einigen Tausend Jahren zur Liebe „Philia“ gesagt hat und das Schöne als „kallos“ bezeichnete, darf ich Ihnen Frieder Danielis nun als Liebhaber des Schönen, als „kallophil“ vorstellen.

Und falls unser Sehvermögen nun doch nicht auszuloten vermag, was uns Friedrich Danielis zeigt, dann mag uns helfen, was er uns weiters sagt. Zum Beispiel: „Ich abstrahiere nicht, ich erfinde“. Denn seine Arbeiten sind Erfindungen, keine Abstraktionen, keine Abbildungen. Und „die Kunst (handelt) von etwas ganz anderem als der mehr oder minder erfolgreichen Nachahmung oder dem Augenschwindel“. Nämlich von Leidenschaft. „Die größte Leidenschaft in der Malerei ist es, das zu erzeugen, was ich mir wünsche, dass es gäbe, was es aber noch nicht gibt.“ Etwa siebzig Zeugen dieser Leidenschaft begegnen Ihnen in dieser Ausstellung.

Ich wünsche Ihnen in den Begegnungen mit den Arbeiten von Nadja Hlavka und Friedrich Danielis inspirierende Erfahrungen.

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Johann Berger

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