Sofitel Wien

Ausstellungseröffnung im Sofitel Wien

Zur Ausstellung NEOSOPHIE von Bernd Fasching

Johann Berger, 2017

 

Das Sofitel Vienna Stephansdom ist ein lebendes Kunstwerk. Der markante Bau von Jean Nouvel erschließt als kontemporäres architektonisches Wahrzeichen der Stadt auch einen Ort der Begegnung mit zeitgenössischer Kunst.  Dazu braucht es Mut und ein Bekenntnis zu der nicht immer selbsterklärenden, zuweilen auch kontrovers diskutierten Gegenwartskunst. Für beides ist dem Haus und seinem GM, Alexander Moj zu danken.

Bernd Fasching, nimmt den Dialog mit der inspirierenden Architektur des Hauses auf und zeigt unter dem Titel NEOSOPHIE ausgewählte Arbeiten.

Damit thematisiert er die Frage nach der Historizität als Herausforderung für seine künstlerische Arbeit – und als Herausforderung in einer Gegenwart, in der so antagonistische Phänomene dem Kontinent als Provokation entgegentreten, wie es die Globalisierung und wiedererstarkende Nationalismen sind. Wie ist dem zu begegnen? Bernd Fasching beantwortet diese Frage, indem er Tangenten in die Geschichte legt. Dazu erarbeitet er Portraits so prägender Persönlichkeiten wie Isaak Newton, Wolfgang Amadeus Mozart, Voltaire, Immanuel Kant und Ludwig Wittgenstein.

Spätestens mit diesen Verweisen auf die Philosophiegeschichte wird klar, dass der Titel dieser künstlerischen Anstrengung, NEOSOPHIE mehr ist, als eine augenzwinkernde Verbeugung an den Gastgeber Sofitel. In beiden Worten klingt Sophia, die Weisheit an, zu der man durchaus in Liebe, philia, entbrennen kann um sein Dasein philo-sophisch zuuzbringen. Fasching macht uns darauf aufmerksam, dass es einer neuen Weisheit bedarf, um den Herausforderungen der Gegenwart begegnen zu können. Sein Verweis in die Geschichte unserer Kultur ist wohl nur scheinbar ein Paradoxon, wenn er zur Neo-sophie aufruft. Es ist ein Anstoß, der mit den Mitteln zeitgenössischer Kunst Bezüge in die Geistesgeschichte herstellt und uns in der Tradition der Aufklärung ermutigt: „sapere aude“, wage zu denken! Das ist ein Wagnis, das nie altert. Es trägt den Glanz des Neuen.

Bernd Fasching (* 1955 in Wien) ist ein österreichischer Maler und Bildhauer. Er lebt und arbeitet in Wien sowie in Istrien/Kroatien. Seine Skulpturen, Malerei und Formationen entstehen aus der Auseinandersetzung mit Kontinuitäten und Brüchen in der Geschichte. So thematisierte er im intermedialen Projekt „Kunst rettet  Österreich“ (2016/17) mit der Gruppe der „Neo-Argonauten“ das Hypo-Alpe-Adria-Desaster. Wesentlich ist in Faschings Wirken auch die künstlerische  Arbeit inmitten seines Publikums. Unter dem Titel „12 Tage 12 Nächte“ lebte und arbeitete er zwischen 1987 und 2006 in sieben perfomativen Versuchsanordnungen während dieser Zeitspanne in Galerien rund um den Globus – für jedermann beobachtbar und jederzeit gesprächsbereit.

Und, sehr geehrte Damen und Herren, auch heute können Sie Bernd Fasching als wortmächtigen Gesprächspartner kennenlernen. Erlauben Sie mir abschließend, Ihnen die Einstiegsfragen zu stehlen, die sich angesichts der fünf ausgewählten Portraits aufdrängen:

Lieber Bernd: Warum Newton und nicht Kepler? Warum Mozart und nicht Bach? Warum Voltaire und nicht Diderot? Warum Kant und nicht Hegel? Warum Wittgenstein und nicht Bertrand Russel? Und warum bislang kein bildender Künstler?
Johann Berger

E: johannberger@chello.at
T: 0043-676-416-06-20